Bebauungsplan "Hochschulcampus" Nr. 030/11

Auslegung von 08.01.2019 – 08.02.2019


 

 

Stellungnahme des NABU Ludwigsburg zum Bebauungsplan "Hochschulcampus“ Nr. 030/11

 

 

Durch die Erweiterung des Hochschulcampus werden der Landschaft Flächenanteile entzogen. Etliche wichtige Funktionen gehen verloren, wie beispielsweise der Verlust von Lebensräumen von Pflanzen und Tieren sowie der Verlust von Flächen, die als Schadstofffilter und Kohlendioxidspeicherung dienen. Zudem führt die Versiegelung zu einer Minderung der Wasserinfiltration. Das Gebäude 1 ist ungünstig gedreht, es riegelt die Ost/West Windrichtung ab. Das Gebäude 6 würde die Windverteilung ebenfalls negativ beeinflussen, zudem würde die ausgeprägte Dichte der Gebäudekomplexe der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen noch einmal erhöht werden.

 

 

Eine negative Beeinträchtigung des Naturschutzgebiets Favoritepark durch die Baumaßnahme ist unter allen Umständen zu verhindern.

 

 

Aufgrund des vorliegenden Rahmenplans vom 02.07.2018 kann nur eine vorläufige Stellungnahme und Maßnahmenvorschläge abgegeben werden. Es fehlen beispielsweise Aussagen zu den verschiedenen Oberflächen, zur Erschließung und Wegeverbindungen, zum Energie- und Umweltkonzept sowie Freiraum- und Erholungskonzept. Insgesamt wird eine städtebauliche Vision und Innovation vermisst.

 

 

Maßnahmen Baukörper

 

Das Gebäude 1 ist an den Baufluchten der benachbarten Gebäude auszurichten (siehe Plan). Auf das Gebäude 6 ist zu verzichten. Alternativ sind andere Gebäude wie Nr. 2 oder 3 aufzustocken. Ein sichtbar werden der verschiedene Nutzung kann durch ein Aufbrechen der monotonen Bauformen erreicht werden. Zweite Alternative für das Gebäude 6 ist die Hebung der Sporthalle um ein oder zwei Geschosse (siehe Foto 1).

 

 

Maßnahmen Versiegelung / Begrünung

 

Die Oberflächen der Platzbereiche oder Radabstellanlagen sind soweit möglich mit einem wassergebundenen Belag zu erstellen. Das Oberflächenwasser ist besonders bei Starkregen unbedingt rückzuhalten und in den natürlichen Kreislauf durch Versickerung oder Verdunstung zurückzuführen. Dafür sind auch gestalterische Maßnahmen in die Überlegungen mit einzubeziehen (siehe Foto 2 und 3). Alle neuen Flachdächer werden zu 75 Prozent extensiv begrünt. Die restlichen 25 Prozent werden intensiv begrünt und den Studierenden als Freiraum zur Verfügung gestellt (siehe Foto 4). Der Innenhof von Gebäude 2 heizt sich im Sommer extrem auf. Alle Innenhöfe sind mit einem Gründach zu überspannen (siehe Foto5) und die Fassaden zu begrünen (siehe Foto 6 und 7).

 

 

Maßnahmen Mobilität

 

Es ist zu begrüßen, dass die Parkplätze auf dem Campusgelände ausgelagert werden und die freien Flächen für eine Platzgestaltung, Bebauung bzw. Radabstellanlagen zur Verfügung stehen. Der Fußverkehr ist besser zu fördern. Dies bedeutet, dass die Reuteallee mit in die Rahmenplanung einbezogen werden. Hier können auch Überlegungen einfließen, die Reuteallee ab dem Rosenackerweg zu beruhigen und die Übergänge zu der S-Bahn als Gehwegüberfahrt auszubilden. Bestenfalls wird der gesamte Abschnitt zu einem Fußgängerbereich umgestaltet. Es ist ein Mobilitätskonzept zu erarbeiten bei dem auch eine RegioRad-, eine innenliegende campuseigene Mobilitätsstation und wetterunabhängige Abstellanlage geplant werden (siehe Foto 8 und 9).


 

Maßnahmen Energie und Nachhaltigkeit

 

Es soll ein integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept für die Neu- und auch Bestandsgebäude erarbeitet werden. Die Zielsetzung dieses Konzeptes muss die CO2-Minderungsvorgaben von 70% bis zum Jahr 2040 beinhalten, denn vor diesem Zeitpunkt wird voraussichtlich keine Erneuerung der Heizungsanlagen vorgenommen. Der Energie und Wärmebedarf muss deshalb drastisch gesenkt werden. Über der extensiven Dachbegrünung werden Photovoltaik- und Solarthermieanlagen aufgeständerten. Ein Wärme- bzw. Stromspeicher soll die Wärme sowie den Strom zwischenspeichern. Alle Baustoffe sind unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit und der Umsetzung von Kreislaufwirtschaft auszuwählen. Damit ist Holzbauweise umzusetzen und natürliche Dammstoffe zu verwenden. Erdölbasierte sowie energieintensive Baustoffe sind nicht zu verwenden. Soll Beton eingesetzt werden ist auf Recycling-Beton zurückzugreifen.

 

 

Maßnahmen Verfahren und Beteiligungen

 

Wir empfehlen die Durchführung eines städtebaulichen Wettbewerbs bzw. die Einbindung des Gestaltungsbeirats. Eine umfassende Beteiligung der derzeit Studierenden wird empfohlen.

 

Frank Handel                                                                                   Ludwigsburg, 08.02.2019
Vorsitzender NABU Gruppe Ludwigsburg